Der Frühling naht – auch wenn derzeit davon weniger zu spüren ist, da sich die Natur noch einmal von ihrer winterlichen Seite zeigt. Doch die ersten Pflänzchen strecken sich seit einiger Zeit schon langsam aus dem Erdboden. Primeln blühen, Schneeglöckchen schieben sich täglich Millimeter für Millimeter aus dem Erdreich, die Vögel zwitschern, die Sonnenstrahlen werden wärmer und die Luft riecht nun anders – der Winter neigt sich stetig seinem Ende zu.
Wie sieht es bei uns Menschen aus? Spüren auch wir schon den Neubeginn und die frühlingshaften Energien in uns? Nehmen wir Tag für Tag mehr Freude und Leichtigkeit in unserem Leben wahr, genießen die Sonnenstrahlen und werden stärker? Oder fühlt es sich eher nach einem ständigen Auf und Ab an? Fühlen wir uns eher gestresst und ausgelaugt, getrieben, fremdbestimmt und manchmal mutlos und genervt?
Sind wir noch im Winter gefangen, schon im Übergang oder bereits mitten im Frühling angekommen?
Der Winter ist eine Zeit der Entbehrungen. Die Natur hat sich zurückgezogen, eine dicke Schneedecke überzieht Mutter Erde, es ist kaum Nahrung im Außen zu finden und das Leben verlagert sich ins Innere. Hört sich ein wenig nach den letzten Monaten (Stichwort Corona) an, oder? In diesem übertragenen Sinne dauert der Winter wahrlich schon lange. Menschen haben im Laufe der Geschichte immer wieder derartig harte, strenge und lang andauernde Wintermonate überstanden und auch andere Durststrecken gemeistert, aber hilft uns dieses Wissen in unserer jetzigen Situation weiter? Vermutlich nicht.
Was braucht es also, um den Frühling in uns zu erwecken?
Zeit? Geduld? Bestimmt, aber wie viel davon können wir noch aufbringen? Ist unser Vorrat nicht schon längst erschöpft?
Woher bekommen wir neue Energie und was können wir tun, um Kraft zu tanken?
Jeder, der sich diese Frage stellt, dem sei Folgendes gesagt: Die Antwort finden wir genau vor uns. Im Außen. In der Natur.
Schau genau hin, beobachte, lausche und lerne. Jedes Jahr erwacht die Natur aufs Neue. Egal wie lange der Winter gedauert hat, egal wie kalt und unerbittlich er war. Niemals hat er es geschafft, den Kreislauf der Natur zu unterbrechen – denn auch er ist ein Teil dieses Kreislaufs.
So nimm dir Zeit, gehe im Wald spazieren, setze dich an einen Ort im Freien, nimm mit deinen Sinnen alles um dich herum wahr, lass deinen Blick schweifen und ihn dann an etwas verharren, das deine Aufmerksamkeit will. Werde still im Inneren und tauche ganz in deine Umgebung ein. Hol dir die Kraft, die du brauchst, um wie unsere Natur zu erwachen und aufzublühen. Alles was du suchst, findest du in ihr.
Zur Autorin
Mag. Sabine Baumann
Professorin für Deutsch und Biologie
Schülerberaterin