Wenn man das Wort „Schulessen“ in den Raum wirft, was ist das Erste woran man denken muss? Ist es die klischeehafte Darstellung der Schulküche aus Hollywoodfilmen? Also schlechtes Essen, unfreundliches Küchenpersonal und nicht zu wissen wo man sich dazusetzten soll? Oder ist es doch der Gedanke an eine ausgewogenen Mahlzeit und das Gefühl sich in einer freundlichen Atmosphäre zu befinden? Was ist wirklich Realität und was Mythos? Wie steht Kalksburg im Vergleich mit anderen Schulen? Wer steckt hinter dem Ganzen und wie sieht ein Tag in der Küche so aus? Die Antworten auf all diese Fragen bekam ich im Interview mit Küchenchef Gerhard Christian.
Philosophie der Küche
„Im Großen und Ganzen geht es um unsere Gesundheit und Ernährung ist ein wichtiger Teil davon“. Diese Aussage von Gerhard Christian ist eine von vielen die er im Interview vergangenen Montag äußerte und doch bringt sie ziemlich gut auf den Punkt, wie die Küche des Kollegium Kalksburg denkt. Die Frage, ob er und seine Mitarbeiter sich verantwortlich für die Ernährung und Gesundheit der Schüler fühle, beantwortete er mit einem klaren „Ja natürlich“. Im Zuge dessen versucht das Küchenteam soweit es geht auf Regionalität, Saisonalität und Traditionalität zu setzten. Alles in einem versucht die Küche ihren Gästen so viel Auswahl wie möglich zu bieten, denn umso mehr Angebot, umso eher ist vielleicht auch Etwas dabei das einem schmeckt. Trotz ihrer strikten Linie und ihren Grundsätzen ist das Team durchaus kritikfähig und auch gerne zu Änderungen am Speiseplan bereit. „Schließlich ist man persönlich am Ende nur zufrieden, wenn unsere Gäste auch zufrieden sind“. Sollte ein Schüler irgendwelche realistischen Wünsche oder Verbesserungsvorschläge haben, ist man immer dazu eingeladen seine Meinung zu äußern. Man könne ja nur auf Kritik reagieren und deshalb sei diese auch gewünscht, so die Worte von Gerhard Christian.
Ein ganz normaler Tag
Es gibt wahrscheinlich Jobs die man als härter und anstrengender bezeichnen könnte, als die Arbeit in einer Schulküche, aber fast jeden Tag für hunderte Schüler zu kochen, ist mit Sicherheit auch nicht ohne. Die ganz normale Woche im Leben unserer Köche beginnt damit den Speiseplan für die kommenden Tage festzulegen. Danach geht es ans Eingemachte und die wirkliche Arbeit beginnt. „Im Prinzip muss man bis 12:00 fertig sein, denn man kann ja nicht einfach sagen, das mach ich morgen“. Je nach Speiseplan gibt es Gerichte die arbeitsintensiv sind und Gerichte die weniger arbeitsintensiv sind. Man könnte natürlich auch teilweise Fertigprodukte verwenden, eine Tagessuppe und ein paar Nudeln anbieten, um sich dadurch die Arbeit zu erleichtern, was durchaus der Realität an anderen Schulen Wiens entspricht, doch das könnte Gerhard Christian in Kalksburg auf keinen Fall machen. Genau aus diesem Grund investiert der Verantwortliche mehr Zeit und Aufwand indem er sehr auf Qualität, Hygiene und Vielfalt Acht gibt.
Auf die Frage wie das Arbeitsklima an der Schule und das Verhältnis untereinander sei, antwortete er folgendes: „Alles in einem sind wir ein gutes Team, das Arbeitsklima passt und mit der Schule selber gab es eigentlich nie Probleme. Klar, es gibt immer wieder Reibereien untereinander aber in welchem Job hat man das nicht und wenn man ehrlich ist, gehört das auch dazu.“
Der Mann hinter den Kulissen
Gerhard Christian geboren am 10.04.1961 in Wien und aufgewachsen in Mödling, ist nun seit 1982, also schon seit mehr als 35 Jahre am Kollegium Kalksburg und gehört damit sicherlich zu der großen Familie unserer Schule. Richtig ins Rollen kam seine Karriere als Koch nach seiner Zeit beim Bundesheer. Nachdem er angefangen hatte bei seiner Tante zu arbeiten, wollte er sich relativ schnell von dem familiären Umfeld lösen und kam dann durch Zufall nach Kalksburg. In den folgenden Jahren absolvierte er verschiedene Lehrgänge wie z.B. die Lehrlingsausbilder Prüfung und machte anschließend seine Konzessionsprüfung.
Nicht nur im Schulessen spiegelt sich seine Einstellung zu einem gesunden Lebensstil wieder, sondern auch in seinem Privatleben. Laut seiner Aussage gehe er 2-3 Mal die Woche entweder Trainieren oder Laufen. Abgesehen davon beschreibt er sich selber als einen Mann, der gerne unter Freunden und in Gesellschaft ist. Er selber hat eine Tochter, die hier in Wien im Pflegebereich arbeitet und eine Schwester, die im wirtschaftlichen Bereich tätig ist. Als sein Lieblingsgericht nennt unser Koch Rindsroulade mit
Nockerln, er sei abgesehen davon ein Liebhaber von indischer und italienischer Küche aber immer offen für Neues. So ziemlich das Einzige was ihm persönlich nicht schmeckt ist Sushi.
Ich hoffe, dass ich Ihnen durch meinen Artikel den Alltag unseres Küchenteams etwas näher bringen und während dessen einige Blicke hinter die Kulissen bieten konnte. Unabhängig davon will ich mich mit diesen letzten Worten bei Gerhard Christian für seine Zeit und bei dem ganzen Team für ihr Engagement und ihren täglichen Einsatz bedanken.
Zum Autor
Adrian Hensel
Schüler der 6c
Schulsprecher des Kollegium Kalksburg