Eigentlich war es ja als Nebenjob gedacht: Ich suchte ein wenig finanzielle Sicherheit neben meinem unregelmäßigen Einkommen aus künstlerischer Tätigkeit. So nahm ich eine Anstellung an einer mir bis dato nicht vertrauten Schule an … Heute, mehr als fünf Jahre später, ist dieser Nebenjob für mich ein weiterer Beruf – eine Berufung – geworden! Und diese Schule ein Ort, an dem ich mich zuhause fühle.

Das Erste, was man mich fragt, wenn ich sage, was ich mache: „Was ist eine Präfektin?“ Natürlich könnte ich darauf antworten, dass ich Erzieherin bin, Nachmittagsbetreuerin … Allerdings mag ich die Bedeutung des Wortes Präfekt und erkläre sie daher auch gerne. Denn das Wort bildet sich aus den lateinischen Worten prae und facere (vor und machen). Ich bin also „Vormacherin“.

Aber was genau mache ich denn vor? Was machen Präfekten im Tagesinternat (TI) Kalksburg überhaupt? Und woran liegt es, dass es mir fast unmöglich scheint, jemals nicht mehr hier zu arbeiten?

Es ist der Umgang mit und der Kontakt zu den Menschen hier – den Kollegen wie den Kindern. Neben allem, was das TI an Freizeitangeboten bietet, wie etwa Kunstturnen, Bühnenspiel, Chor oder Fußball, lebt es meiner Meinung nach vor allem vom Miteinander: von der bunten Vielfalt an Persönlichkeiten, vom gemeinsamen Spielen, Reden, Lernen und den Beziehungen, die daraus entstehen.

Begabungen kennen und ausleben lernen

So unterschiedlich wie die Persönlichkeiten und Interessen der Kinder sind auch die Mitglieder des Präfekten-Teams. Denn von Sozial- und Freizeitpädagogen über Schauspieler (wie ich eine bin) bis hin zu (angehenden) Lehrern ist alles vertreten, und jeder bringt seine Zugänge und Erfahrungen ein. So wird zum Beispiel mit mir neben Sport & Spiel auch schon mal spontan gemeinsam performt – sei es bei einem offiziellen TI-Karaoke-Nachmittag oder einer spontanen Tanz-Session im eigenen Klassenzimmer. Ich genieße es sehr, die Begabungen der Kinder kennenzulernen und sie dazu zu animieren, diese auch auszuleben und auszubauen.

Am allermeisten jedoch schätze ich den ganz persönlichen Austausch mit den Schülerinnen und Schülern, die Gespräche mit ihnen, wo ich nicht nur Einblicke in ihr Leben außerhalb der Schule bekomme, sondern auch in ihre Gedanken und Träume. Ob nun im Speisesaal, wenn wir zusammen Mittag essen, während der Freizeit auf dem Sportplatz, oder gegen Ende des Tages im TI-Raum, wenn es ruhiger wird und man einfach nur gemütlich plaudern möchte.

Ich schätze mich sehr glücklich und bin sehr dankbar dafür, dass mir im Lauf der Jahre schon so viele Kinder ihr Vertrauen geschenkt und diese Gespräche mit mir nicht nur geführt, sondern teilweise sogar aktiv gesucht haben.

Gefühl, dass die Zeit verfliegt

Ich persönlich habe im Tagesinternat außerdem immer das Gefühl, dass die Zeit verfliegt. Auch von den Kindern höre ich das immer wieder. Eben hat erst das neue Schuljahr begonnen, ist plötzlich schon wieder Weihnachten vorbei und die Hälfte der Kinder um ein paar Zentimeter gewachsen.

Mein erster Jahrgang, den ich damals in der 2. Klasse übernommen hatte, tritt nächstes Jahr zur Matura an. Diese Kinder, die ich drei Jahre lang, bis zur 4. Klasse begleiten durfte, sind mir während dieser Zeit sehr ans Herz gewachsen, und auch jetzt freue ich mich jedes Mal, wenn wir einander am Gang begegnen und ein paar nette Worte wechseln. Sie sind nun bald erwachsen. Ich kann es kaum erwarten, ihnen zur bestandenen Reifeprüfung zu gratulieren und in ein paar Jahren zu hören, welchen Weg sie eingeschlagen haben. Ich weiß jetzt schon, dass sie mir fehlen werden, aber das Schöne ist, dass mit jedem Jahr immer neue Kinder dazu kommen. Derzeit habe ich einige Geschwister der Schüler meines Debut-Jahrganges in der Abteilung – noch ein Grund mehr, mich als Teil einer großen Familie zu fühlen. Und ich bin dankbar, Teil dieser Familie zu sein, und dass ich mich sowohl von Seiten der Kollegen als auch von Seiten der Kinder (und auch Eltern) mehr als wohl und wertgeschätzt fühlen darf.

Ich freue mich schon sehr auf noch viele weitere Jahre hier, auf viele bereichernde Begegnungen mit ganz verschiedenen Menschen.

Zur Autorin

Bernadette Mezgolits

1994 – 2006 Besuch VS & AHS (Schulzentrum Friesgasse, Wien)
2006 – 2010 Studium Musical/Operette (Franz Schubert Konservatorium, Wien)
2010-2011 Studium Instrumental- & Gesangspädagogik (Franz Schubert Konservatorium, Wien)
In der freien Theaterszene als Schauspielerin / Sängerin tätig, sowie als Networkerin für eine österreichische Firma in den Bereichen Ethik, Bio & Gesundheit.
Seit 2014 Präfektin am GRg Kollegium Kalksburg.